Shit-Storm, hausgemacht – die virale Gefahr

Quelle: facebook/Cem
Von am 21.03.2014

Im Vorfeld der Europawahlen im Mai hat die Partei der Grünen in sozialen Netzwerken ein riskantes Motiv verbreitet: Die Parteichefin der Linken Sahra Wagenknecht ist im Beisein von mutmaßlich russischen Soldaten mit Sturmgewehren abgebildet. Die Botschaft: “Jetzt neu: Linkspartei erstmals für Auslandseinsätze”.

Hintergrund ist die Kritik der 44-Jährigen an dem Vorgehen der Bundesregierung in Sachen Krim-Krise. Wagenknecht hatte laut der Süddeutschen Zeitung Kanzlerin Angela Merkel dafür kritisiert, dass sie in der Ukraine ihren Segen für eine „Putschregierung, der Neofaschisten und Antisemiten angehören“ gebe. Verantwortlich für die Kommunikation der Grünen bei den Europawahlen ist die Berliner Agentur KKLD. Der Beitrag löste einen Shit-Storm in den eigenen Reihen aus. Wie konnte das passieren? Was ist schief gelaufen? Klar ist: Werbung soll verkaufen, Content is King, Viralität ist gut für den Verkauf. Allerdings ist Viralität Segen und Fluch zugleich. Provokation ist ein wirksames Stilmittel der Werbung, erfordert aber Sensibilität und Empathie. Partei und Agentur haben einige Fehler gemacht. Zum einen hat man die bisherige Wahlstrategie der Grünen nicht gründlich analysiert. Sonst wäre aufgefallen, dass das enttäuschende Abschneiden bei der Bundestagswahl zum Teil auf die erfolglose Negativ-Kampagne zurückzuführen war. Die Kampagnen-Idee „Negativ-Kampagne“ ist also schon einmal ungeeignet für den Europa Wahlkampf in Deutschland. Weiterhin hat man im Vorfeld keine Szenarien entwickelt, wie zu reagieren ist auf die zweifellos zu erwartenden Reaktionen. Ganz entscheidend: Die Partei hat offensichtlich versäumt, die Kampagne intern zu kommunizieren und abzustimmen.

Social Media Strategien sind Chefsache. Provokation in den sozialen Medien sollte genau geplant sein. Eine exakte Recherche und genaue Analyse der Befindlichkeiten der betroffenen Personen und Empfänger sind unabdingbar. Genauso wichtig ist, die möglichen Reaktionen der Empfänger und verschiedene denkbare Szenarien durchzuspielen. Nach einem solchen Planungsprozess hätte man vermutlich die Gefahren erkannt oder zumindest Gegenmaßnahmen in der Schublade gehabt, um einen Shit-Sorm auszubremsen.

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