Mercedes-Benz und der „kleine Adolf“

Screenshot: youtube/MeisterAmWerk
Von am 26.08.2013

Der Ludwigsburger Regisseur Tobias Haase (32) von der Film-Akademie sorgte mit seinem Beitrag beim „First Steps”-Wettbewerb für Unruhe und Diskussionsbedarf. In diesem Wettbewerb werden die besten Abschlussfilme deutscher Filmschulen gekürt. Ausgerechnet Mercedes-Benz als Sponsor des Wettbewerbes zeigte sich empört über den Film von Tobias Haase.

In diesem durchaus aufwendig produzierten Film steht das automatische Bremssystem von Mercedes im Mittelpunkt. Zuverlässig verhindert dieses Bremssystem, das in letzter Sekunde zwei Kinder überfahren werden. Bis dahin sicherlich nichts Anstößiges, aber dann wird es brutal. Das Fahrzeug fährt in das Dorf Braunau, Hitlers Geburtsort. Ein kleiner Junge tritt in die Szene, in der er einen Drachen steigen lässt. Das Fahrzeug steuert geradewegs auf ihn zu und fährt in tot. Der verzweifelte Ruf der Mutter „Adolf!“ lässt erkennen, dass es sich hierbei um den jungen Hitler handeln soll. Es erscheint der Satz „Erkennt Gefahren, bevor sie entstehen“.

Mercedes-Benz zeigt sich empört und distanziert sich ausdrücklich vom Inhalt. Laut einem Unternehmenssprecher ist Mercedes-Benz davon überzeugt, dass es unangemessen ist, den Tod eines Menschen, bzw. eines Kindes und Inhalte mit Bezug zum Nationalsozialismus in einem Werbespot zu verwenden. Aus diesem Grund muss Tobias Haase jetzt vor seinem Film den Satz „Unautorisierter Spot, keine Verbindung zu Mercedes-Benz/Daimler AG“ einblenden. Die Empörung und auch die Argumentation der Unternehmenszentrale ist gerechtfertigt. Es sollte jedoch nicht vergessen werden, dass es sich hierbei um einen Filmbeitrag von jungen Nachwuchstalenten handelt und nicht um eine Werbemaßnahme des Konzerns. Ein kritischer Umgang mit der nationalsozialistischen Vergangenheit sollte sicherlich stets vorhanden sein, aber die Reaktion von Mercedes-Benz mutet schon ein wenig verkrampft an. Wäre dieser Film beispielsweise in England veröffentlicht worden, so hätte man dies durchaus als typisch englischen Humor abgetan. Zumindest hat Tobias Haase es geschafft, als Regisseur für eine hohe öffentliche Wahrnehmung zu sorgen.

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