Richard David Precht: Pro Printmedien und Kontra Social Web

Wilhelmine Wulff /pixelio.de
Von am 01.07.2013

„Die Öffentlichkeit über relevante Themen herzustellen” und so als „sozialer Kitt“ beizutragen, das seien die wesentlichen Aufgaben der Printmedien. Und darin sind sie gut, so der Autor und Philosoph Richard David Precht bei der Grossotagung in Baden-Baden. Sogar viel besser als das Internet, das zwar viele Informationen schnell liefert, aber die Schwierigkeit bietet, den Informationswert zu ermitteln. Sprich: Wertvolles von Unwichtigem zu unterscheiden.

Damit liefert der Philosoph ein Plädoyer, über das sich Verleger freuen dürften. Er meint, dass es im Internet zwar viele gute Blogs gebe, die aber nicht ohne Printprodukte funktionieren, weil sie zum Eintrainieren von Orientierungswissen notwendig sind. „Die Aufgabe der Zeitungen ist es, ideologisch nicht vorformatiertes Orientierungswissen bereitzustellen. Diese Aufgabe dürfen sie nicht verspielen“, so Precht. Die Zeitungen übernehmen sozusagen eine Vorauswahl von Wissen, nach dem nicht gezielt gesucht wurde. Im Gegensatz zum Internet. Über die Internetkultur und die damit verbundene Funktion der Demokratie und Meinungsvielfalt äußert sich Precht kritisch. Die Meinungsvielfalt habe sich durch das Internet nicht etwa erhöht. Sie habe lediglich an Transparenz zugenommen. Außerdem würde das Internet eine „Pöbelkultur” hervorbringen, in der Meinungen einfach gestreut würden, die wenig Qualität bieten. Precht meint: “Sprachkompetenz schließt auch die Entscheidung zu schweigen ein.” Eine ständige unreflektierte Bewertung von Äußerungen sei beim Print unmöglich. Derartige Schnellschüsse gebe es nicht, denn hier muss zunächst eine Auseinandersetzung mit dem Gelesenen stattfinden.

Er stellt mit dem Social Web noch mehr infrage und stellt die These auf: „Soziale Netzwerke seien ein Modephänomen, eine Episode. Facebook wird zusammenfallen wie ein zur Unzeit aus dem Feuer genommener Auflauf.”

 

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